Gefahr alter Brennstäbe wurde ignoriert

Thu, Mar 24, 2011

Lange Zeit wurde nicht daran gedacht, dass alte Brennstäbe außer Kontrolle geraten können. Doch die ignorierte Gefahr zeigt in Japan nun ihre Kraft. Abklingbecken in Kernkraftwerken sind normalerweise beschaulich stille Orte. Jahrzehntelang hat dieser Eindruck Kerntechniker in Sicherheit gewogen. In Japan zeigt sich nun jedoch, wie durch sie ein nukleares Inferno entstehen kann.

Von den alten Brennstäben geht im havarierten Atomkraftwerk Fukushima eine enorme Gefahr aus. Die Lagerbecken entwickeln, wenn sie tagelang ohne Kühlung sind, eine Brisanz, wie man sie bislang nur mit havarierten Reaktoren in Verbindung gebracht hat. In Japan hatten die Konstrukteure der Meiler nicht nur die Kraft eines Tsunamis unterschätzt, sondern auch das Risiko, das von den abgebrannten Kernbrennstäben ausgeht.

Nach Angaben der Atomsicherheitsbehörde sind drei Mitarbeiter im Atomkraftwerk Fukushima durch die radioaktive Strahlung verletzt worden. Doch nicht nur in Japan, sondern weltweit haben die Kraftwerksbetreiber die Möglichkeit verdrängt, dass es in einem Abklingbecken zum GAU kommen kann. Trotz ernstzunehmender Warnungen wurde bislang nicht reagiert. Entsprechende Studien, die über die Gefahr angefertigt wurden, wurden von der Atomlobby angezweifelt oder blieben gänzlich unter Verschluss.

Aufgrund der Katastrophe in Japan wird Fukushima nun zu einer weltweiten Neubewertung der Sicherheit von Becken dieser Art führen. Auch in Deutschland soll die Sicherheit von Abklingbecken auf den Prüfstand gestellt werden. Die Neubewertung dürfte für manch einen alten Meiler das Ende bedeuten.

Nachdem es in Fukushima zum Stromausfall kam, waren es vordergründig die Abklingbecken, die für verzweifelte Kühlungsversuche durch Hubschrauber und Wasserwerfer sorgten. Insbesondere das Kraftwerk 4 hatte zu Beginn als unproblematisch gegolten. Der Reaktor stand aufgrund einer Wartungspause bereits seit einem Vierteljahr still und war nach Angaben der Behörden völlig entladen. Doch auch im Block 4 kam es zu einer heftigen Wasserstoffexplosion, die Brände und massive Zerstörungen an dem Gebäude nach sich zog. Die Ursache war der Verlust der Wasserkühlung der abgebrannten Brennstäbe.