Verordnung von ADHS-Medikamenten nimmt zu

Tue, May 10, 2011

Trotz gegenteiliger Meldungen nimmt die Verordnung von ADHS-Medikamenten an Kinder weiter zu. Am Dienstag stellte die Techniker Krankenkasse in Hamburg einen Bericht vor, der sich intensiv mit der Zunahme der Verschreibungen von ADHS-Arzneimitteln auseinandersetzt. Noch Ende April war von Seiten der Barmer GEK von einem Rückgang bei der Verschreibung der Mittel die Rede.

Die Techniker Krankenkasse erklärte bei der Vorstellung des Berichts, dass in Deutschland immer mehr Kinder und Jugendliche Medikamente nehmen, die zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden. 27 von 1000 Heranwachsenden, die bei der Techniker Krankenkasse versichert sind, erhielten im Jahr 2009 das Arzneimittel Ritalin verschrieben. Gegenüber dem Jahr 2006 entspricht dies nach Angaben der TK einer Steigerung von 32 Prozent. Mit ihrem Bericht konnte die TK die von der Barmer GEK angedeutete Trendwende bei der Verschreibung von ADHS-Medikamenten nicht bestätigen.

Aufgrund der deutlichen Zunahme bei den Verschreibungen von ADHS-Arzneimitteln wurde durch den Gemeinsamen Bundesausschuss bereits im Dezember 2010 eine Änderung bei den Arzneimittelrichtlinien beschlossen. Seitdem dürfen Medikamente wie Ritalin erst dann von den Ärzten verschrieben werden, wenn andere Therapien im Voraus eingesetzt wurden und keinen Erfolg erzielt haben. Nicht jedes Kind, das besonders aktiv ist, leidet unter ADHS.

Nach einer entsprechenden Diagnose kann eine medikamentöse Behandlung unter entsprechenden Umständen durch andere therapeutische Maßnahmen vermieden werden. Die Techniker Krankenkasse warnt in ihrem aktuellen Bericht erneut vor dem vorschnellen Einsatz von ADHS-Medikamenten. Bislang sind die Langzeitfolgen von Ritalin und anderen Medikamenten dieser Art nicht erforscht. Die Arzneimittel sind darüber hinaus aufgrund ihrer Nebenwirkungen stark umstritten. Da die Medikamente Methylpenidat enthalten, können sie bei Kindern Angstzustände und Appetitlosigkeit auslösen. Auch Auswirkungen auf das Wachstum von Kindern können nicht ausgeschlossen werden.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat die besorgniserregenden Zahlen der Techniker Krankenkasse bestätigt. Zwischen 2006 und 2009 verzeichnete das Institut bei der Auslieferung des Wirkstoffs einen Zuwachs von 42 Prozent.